Ein Beitrag von Stefanie Kurzweil, Inhaberin Semicolon Relations
Ich gebe es ehrlich zu: Nachdem ich mein Commitly-Konto eingerichtet hatte und die ersten Transaktionen kategorisiert hatte, lag mein Konto brach. Der Grund dafür war nicht etwa, dass irgendetwas nicht funktionierte. Ganz im Gegenteil, es funktionierte einfach zu gut. Das Cash Flow Tool zeigte mir unverblümt meine Cashflow Reserven an und die waren mehr als mager. 3 Kunden hatten nicht bezahlt und mich immer wieder vertröstet. Ohne Vorwarnung blieb noch dazu eine größere Honorarnote offen, die ich fix einkalkuliert hatte. Erst 1 Monat, dann 2 und schließlich 3 Monate lang. Dabei hatte ich diese Einnahme längst verplant! Ich befand mich mitten in der Renovierung meines neuen Büros. Möbel waren schon bestellt, erste Rechnungen bereits beglichen und neue lauerten schon hinter jeder Ecke.
Zudem wollte ich meine Homepage erneuern, die nach einem Jahr nicht mehr zu mir und dem Unternehmen passte. Neue Funktionen, neues Design, neue Fotos für die Website und die Anpassung an die unsägliche DSGVO standen an. Ob der Programmierer meines Vertrauens wohl Bücher als Bezahlung akzeptieren würde – denn das schien mir zu dieser Zeit noch mein wertvollster Besitz zu sein. Kurzum: ein Blick auf mein Commitly-Konto und mir stiegen die Tränen in die Augen. Also besser nicht mehr einsteigen – oder?
Falsch gedacht!
Jürgen Faè, der Gründer von Commitly, stellte zu dieser Zeit eine Studie aus den USA zur Verfügung. Aufgrund zigtausender Transaktionen von Kleinunternehmen wurden die lebensnotwendigen Cash-Reserven von Kleinunternehmen ausgewertet. Sie zeigt, dass der durchschnittliche Kleinunternehmer im Durchschnitt eine Cash-Reserve hat, die 27 Tage lang reicht. In Zahlen ausgedrückt: Zwischen 3.000 und 12.000 US-Dollar, wobei sich die Mehrheit deutlich im unteren Bereich befindet. Mein erstes Aha-Erlebnis: „Ich bin nicht alleine mit meinem Liquiditätsproblem!“ Ein gutes Gefühl, denn wer will sich schon als einziger „Versager auf dieser Welt“ fühlen? Eben, niemand! Verstärkt wurde dieses Ich-bin-nicht-alleine-Gefühl von einem weiteren Kunden, der ankündigte, die Bezahlung der Honorarnote würde sich für ein paar Tage nach hinten verschieben, da er selbst noch auf Zahlungseingänge wartete. Seine Worte klingen jetzt noch in meinen Ohren ….
… Der Cashflow ist ein Hund! Ich kannte also sogar jemanden, dem es ähnlich ging wie mir. Wie beruhigend und zugleich meine zweites Aha-Erlebnis.
Das finale Aha-Erlebnis bescherte mir schließlich jedoch eine Frage von Jürgen: Ist es dir lieber, jetzt Bescheid zu wissen, dass es in 1 Monat eng wird oder hättest du lieber erst bei einem Minus-Cashflow draufkommen wollen? Was für eine Frage, natürlich jetzt! Wo der Mann recht hat, hat er einfach recht. Jetzt konnte ich noch handeln und meine Liquidität aktiv managen: Website-Erneuerung auf später verschieben, die Zahlungsziele einhalten, aber nicht sofort am Tag des Rechnungserhalts überweisen, Ratenzahlungen vereinbaren. Denn Eins wusste ich natürlich: Es würde wieder etwas reinkommen und ich wusste sogar, welche Beträge es etwa wann sein würden.
Also Commitly wieder öffnen und genau diese Beträge eintragen. Dazu meine Kosten für die Bürosanierung, das Begleichen der offenen Rechnungen timen. Und voilà … ich war wieder im Geschäft.
Was ich daraus gelernt habe?
Wir Menschen sind emotional – auch wir UnternehmerInnen! Und unser wunder Punkt ist nicht etwa die Planrechnung für das kommende Jahr, sondern die Liquidität. Doch solange wir ihr ausschließlich auf emotionaler Ebene begegnen, macht sie uns – wenn sie mal gering ist – nur noch mehr Angst, weil wir nicht genau hinsehen. Hilfe, nur mehr 4.000 Euro auf meinem Firmenkonto…zack, Scheuklappen, Tunnelblick, unruhiger Schlaf. Sobald wir aber die Emotionalität rausnehmen, uns auf rationaler, strukturierter Ebene damit befassen, ist die Liquidität kein Hund mehr, sondern eine Ressource, die aktiv gemanagt werden kann. Commitly nimmt Emotionen raus, wo sie drohen, die Überhand zu gewinnen und lenkt unseren Blick auf das, was wir erreichen wollen. Mit dem Liquiditätsplan vor Augen weiß ich, was zu tun ist und wovon ich die Finger lassen sollte. Oder auf gut Deutsch: Ich weiß, wofür ich Geld habe und wofür nicht. Ich weiß auch, wofür ich es in 2 Monaten haben werde – oder eben nicht. Oder in 3, oder 4 …
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